Wenn die eigenen Gefühle mitschwingen – Übertragung und Gegenübertragung in der Traumapädagogik

In der Traumapädagogik stehen nicht nur die Klient:innen im Fokus – auch die Fachkräfte spielen eine entscheidende Rolle. Doch was passiert, wenn unbewusste emotionale Prozesse die Arbeit mitbestimmen? Übertragung und Gegenübertragung sind allgegenwärtig – sie können herausfordernd sein, aber auch wertvolle Einblicke ermöglichen. Wer diese Mechanismen versteht, kann nicht nur professioneller handeln, sondern auch die eigene emotionale Gesundheit schützen. In diesem Beitrag zeigen wir, warum es sich lohnt, einen genaueren Blick auf diese Dynamiken zu werfen – und wie ein bewusster Umgang damit den Arbeitsalltag in der Traumapädagogik erleichtert.

Die Arbeit mit traumatisierten Menschen fordert uns heraus, schenkt aber auch tiefe Erkenntnisse und wertvolle Momente. Fachkräfte begegnen dabei immer wieder belastenden Situationen und sind mit den schwierigen Erfahrungen ihrer Klient:innen konfrontiert – in unserem Fall von Kindern und Eltern.

Diese intensive Arbeit kann nicht nur für die betroffenen Familien, sondern auch für die Fachkräfte selbst emotional fordernd sein. Um langfristig gesund und leistungsfähig zu bleiben, ist ein bewusster Umgang mit den eigenen Emotionen unerlässlich. Ein fundiertes Verständnis von Übertragung und Gegenübertragung spielt dabei eine entscheidende Rolle – es hilft Fachkräften, sich selbst zu schützen und professionell auf die Bedürfnisse ihrer Klient:innen zu reagieren.

Übertragung und Gegenübertragung in der Traumapädagogik
In der Traumapädagogik ist die Beziehung zwischen Fachkräften und Klient:innen von zentraler Bedeutung. Ein entscheidender Aspekt dieser Beziehung ist das Phänomen der Übertragung und Gegenübertragung. Diese unbewussten Mechanismen beeinflussen nicht nur die Qualität der therapeutischen Arbeit mit traumatisierten Menschen, sondern auch die Gesundheit und das Wohlbefinden der Fachkräfte.

Was ist Übertragung?
Übertragung beschreibt den Prozess, bei dem Klient:innen unbewusste Emotionen, Erwartungen und Erfahrungen aus früheren Beziehungen auf Fachkräfte projizieren. Diese Übertragungen können sowohl positive als auch negative Gefühle umfassen – etwa Liebe, Angst oder Misstrauen. Ein Beispiel: Eine Klientin, die in der Vergangenheit negative Erfahrungen mit Autoritätspersonen gemacht hat, könnte gegenüber einer Fachkraft von vornherein Misstrauen empfinden.

Was ist Gegenübertragung?
Gegenübertragung bezieht sich auf die emotionalen Reaktionen der Fachkraft auf die Übertragung der Klient:innen. Diese Reaktionen können unbewusst sein und die Fachkraft in ihrer Arbeit beeinflussen. Wenn eine Fachkraft beispielsweise starke Empathie für die Schwierigkeiten der Eltern, des Kindes empfindet, kann dies ihre Fähigkeit beeinträchtigen, objektiv zu bleiben oder sich genügend abzugrenzen.

Übertragung und Gegenübertragung und deren Bedeutung für die Mitarbeiter:innengesundheit
Das Bewusstsein für Übertragung und Gegenübertragung ermöglicht es Fachkräften, emotionale Belastungen frühzeitig zu erkennen und präventiv gegen Burnout und Sekundärtraumatisierung vorzugehen. Wichtige Aspekte sind:

  • Selbstreflexion: ein bewusster Umgang stärkt das Verständnis für eigene emotionale Reaktionen und hilft, Herausforderungen besser zu bewältigen.
  • Resilienz: ein gesunder Umgang mit Emotionen erhöht die psychische Widerstandskraft und fördert eine schnellere Erholung von belastenden Situationen.
  • Gesunde Grenzen: ein Bewusstsein für eigene Emotionen schützt vor emotionaler Erschöpfung und unterstützt die professionelle Beziehung zu den Klient:innen.
  • Selbstfürsorge: ein tiefes Verständnis dieser Mechanismen ermöglicht es, sich emotional abzugrenzen, ohne die Empathie zu verlieren.

Im KiEl Bethanien setzen wir uns an unseren beiden Standorten in Zürich und St. Gallen dafür ein, die Konzepte der Übertragung und Gegenübertragung bewusst in unsere tägliche Arbeit einzubinden. So schaffen wir ein Umfeld, in dem sich nicht nur die Familien, die bei uns wohnen, gut aufgehoben fühlen, sondern auch unsere Fachkräfte gestärkt werden. Unser Ziel ist es, langfristig eine gesunde und unterstützende Arbeitsatmosphäre zu fördern, in der alle Beteiligten wirksam und mit Freude arbeiten können.

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¹Name geändert.